teambuilding

Erfolgreiche Teams in der Bauwirtschaft

Elena Höppner
von Elena Höppner Content MarketingPubliziert am 21.10.2021

Nachdem wir letzte Woche unser neues Vanillaplan-Teams-Feature vorgestellt haben, durch das Mitarbeiter\*innen in der Software als Teams eingeteilt und gemeinsam Projekten zugeordnet werden können, geht es heute um die Frage, inwiefern erfolgreiche Teams im Baugewerbe zusammengestellt werden können. Schliesslich möchten wir unsere Kunden nicht nur dabei unterstützen, ihre Mitarbeiter\*innen in Form von Teams leichter zu koordinieren, sondern auch darin, möglichst erfolgreiche Teams zu bilden, um Effektivität und Qualität im Baubetrieb nachhaltig zu verbessern. Um der Frage nach erfolgreicher Teambildung nachzugehen, haben wir versucht messbare Faktoren auszumachen, die eine erfolgreiche Teambildung begünstigen. Dazu haben wir bereits im letzten Jahr eine Bachelorarbeit an der FHNW im Fachbereich «Angewandte Psychologie» in Auftrag gegeben. An dieser Stelle möchten wir Lucas Welter nochmals für diese aufschlussreiche Arbeit danken, auf deren Ergebnisse wir uns jetzt stützen.

In Bezug auf eine erfolgreiche Teambildung hat die theoretische Forschung zum einen ergeben, dass ein Team in seiner Entwicklungsphase fünf Phasen durchläuft. Gemäss des Phasenmodells der Teamentwicklung nach Tuckman laufen diese sequenziell ab, angefangen bei der ersten Phase des «Forming» bis hin zur letzten des «Adjourning». In der ersten Phase des «Forming», der Orientierung, findet die eigentliche Teamzusammensetzung statt und es herrscht so noch eine gewisse Orientierungslosigkeit innerhalb des Teams, da Aufgaben und Rollen noch nicht zugeteilt sind, sich die Teammitglieder gegenseitig nicht gut kennen und das Gegenüber noch schwer einschätzen können. Die zweite Phase des «Storming», die Auseinandersetzung, kennzeichnet sich durch Konflikte innerhalb des Teams, da mit Beginn der gemeinsamen Projektarbeit Probleme bei Arbeit und Aufgaben deutlich werden. In der dritten Phase des «Norming», der Neuorganisation, werden die zuvor vorherrschenden Konflikte überwunden und die Teammitglieder beginnen sich in ihre Arbeitssituation einzuleben. Es herrscht eine offene Kommunikation im Team und jedes Teammitglied akzeptiert und konzentriert sich auf seine Aufgaben. In der vierten Phase des «Performing», der Leistung, kann sich jedes Teammitglied voll mit seinen Aufgaben identifizieren, das Team entwickelt einen starken Zusammenhalt und kann seine volle Leistungsfähigkeit ausschöpfen. In der fünften Phase des «Adjourning», dem Abschluss, steht schliesslich die Auflösung des bisherigen Teams und der Wechsel der Teammitglieder in ein neues Team an.

Um eine erfolgreiche Teambildung und damit die Leistungsphase zu erreichen, in der das Team auch seine volle Leistungsfähigkeit ausschöpfen kann, spielen verschiedene Faktoren eine Rolle. Hier lassen sich aus unterschiedlichen theoretischen Modellen zur Teamentwicklung vier übergeordnete, allgemeine Faktoren für eine erfolgreiche Teambildung ableiten: Ziele, Aufgaben & Rollen, Kommunikation und Beziehung. Bei den «Zielen» stehen Punkte wie Verbindlichkeit, klare Formulierungen und einvernehmliche Festlegungen im Vordergrund. In Bezug auf «Aufgaben & Rollen» sind Verantwortungsübernahme, eine klare Verteilung und die Koordination im Team wichtig. Bei der Kategorie «Kommunikation» sind Transparenz und Effizienz entscheidend; bei «Beziehung» klare Umgangsregeln, gegenseitige Wertschätzung und eine positive Fehlerkultur.

Um diese allgemeinen sowie theoretischen Faktoren erfolgreicher Teamentwicklung nun auf die praktische Teambildung im bauwirtschaftlichen Kontext zu übertragen, hat Lucas Welter im Auftrag von Vanillaplan eine Studie in der Baubranche durchgeführt, die die Grundlage unserer Ergebnisse bildet. Im Format einer qualitativen Datenerhebung wurden drei Geschäftsführer, vier Projektleiter und drei Mitarbeiter*innen aus sechs unterschiedlichen Handwerksbetrieben befragt. Dabei konnten die bestehenden vier Kategorien bestätigt werden; durch das halbstrukturierte Interviewformat konnten die Hauptkategorien allerdings jeweils um spezifische Subkategorien erweitert werden.

Zu den Ergebnissen:

In Bezug auf den Faktor «Ziele» liess sich durch die Auswertung der Interviews eine Subkategorie, nämlich die so benannten «Vorgaben», ausmachen. So betonten die Interviewten vermehrt, selbst keinen Einfluss auf ihre Zielvorgaben ausüben zu können. Die zeitliche Planung und Zielsetzung des Bauprojekts obliegt so dem Auftraggeber, der von oben herab den Zeitplan vorgibt.

Auch bei der zweiten Hauptkategorie, den «Aufgaben & Rollen», kristallisierte sich eine Subkategorie, die «hierarchische Verteilung», heraus. Während die primäre Aufgabenverteilung in der Projektplanung stattfindet und das Team so zusammengestellt wird, übernimmt gemäss der Befragten innerhalb des Teams der Teamleader die Führung und teilt seinen Teammitgliedern ihre Aufgaben zu.

In Bezug auf die beiden Kategorien «Ziele» und «Aufgaben und Rollen» stellt sich somit heraus, dass auf sie nur zu einem sehr kleinen Teil Einfluss durch die Teammitglieder ausgeübt wird. Sowohl der Ziel- und Zeitplan als auch die Aufgabenverteilung werden überwiegend von oben herab entschieden, sodass diese beiden Kategorien für die Teambildung als weniger entscheidend angesehen werden können.

Die Kategorie «Kommunikation» nimmt nach Aussagen der Interviewten hingegen einen hohen Stellenwert ein. So treten bei fehlender Kommunikation schnell Missverständnisse und damit Fehler auf oder es muss auf mögliche Ablaufänderungen auf der Baustelle eingegangen werden. Innerhalb der «Kommunikation» können zwei Subkategorien gebildet werden, nämlich «Austausch» und «Transparenz». Während es beim Austausch mehr um den direkten Informationsaustausch für einen reibungslosen Ablauf vor Ort geht, steht bei der Transparenz die durchgehende Informationsweiterleitung an alle Teammitglieder, beispielsweise in Form von fixen Sitzungen, im Vordergrund.

Somit ist eine erfolgreiche Kommunikation massgebend dafür, dass zum einen Informationen weitergeleitet werden, zum anderen aber auch ein Austausch untereinander möglich wird, durch den einzelne Teammitglieder ihre Ideen und Meinungen einbringen sowie eine gewisse Wertschätzung erfahren können.

Bei der vierten Hauptkategorie «Beziehung» spielen mehrere Aspekte für die Teambildung eine wichtige Rolle. Daher ergeben sich hier weitere fünf Subkategorien.

Unter der «Kommunikationskultur» lässt sich zusammenfassen, dass in der Bauwirtschaft grosser Wert auf den Umgang miteinander gelegt wird. Dadurch, dass sich die Teammitglieder gegenseitig kennen, kommen sie gemäss der Interviewten gerne und mit höherer Motivation zur Arbeit. Unterstützt wird eine solche Kommunikationskultur oftmals dadurch, dass sich alle Mitarbeiter*innen unabhängig von ihrer Position im Unternehmen duzen.

Die Subkategorie «Umgang mit Fehlern» zeigt bereits, dass Fehler und die Reaktion auf diese im Baubetrieb ein relevantes Thema darstellen. So ist es für viele Mitarbeiter*innen wichtig, dass auf potenzielle Fehler keine negativen Konsequenzen folgen, sondern die Einstellung vorherrscht, dass Fehler nicht absichtlich geschehen. Auch der Umgang mit Fehlern als etwas, das im Arbeitsprozess natürlicherweise vorkommt, daher offen angesprochen und als Möglichkeit für das ganze Team daraus zu lernen genutzt werden kann, wird als sehr positiv empfunden. Ein konstruktiver Umgang mit Fehlern sowie das Gefühl, keine Negativreaktionen fürchten zu müssen, ist aus Sicht der Interviewten wünschenswert.

Mit der Subkategorie «Zusammenhalt» wird die Relevanz der gegenseitigen Unterstützung innerhalb des Teams deutlich. Das betrifft sowohl den eben beschriebenen Umgang mit Fehlern als auch gegenseitige Hilfe, wenn Teammitglieder schneller oder langsamer mit ihren Aufgaben fertig sind. Gemäss der Interviewten kann es im Team nur funktionieren, wenn sich alle gut verstehen und gegenseitig unterstützen.

Die Subkategorie «Kollegialität und Offenheit» bezieht sich auf die von den Interviewten als wichtig empfundene Toleranz für verschiedene Charaktere mit unterschiedlichen Stärken und Schwächen. Auch ein offener, ehrlicher Austausch über die Qualität erfolgter Arbeit ist in diesem Zusammenhang von entscheidender Bedeutung.

Als abschliessende Kategorie liess sich die «Feierabendkultur» herausstellen. Für die Mitarbeiter*innen ist es ein wichtiges Ritual, nach dem Feierabend noch zusammenzusitzen, sich über arbeitsunabhängige Dinge zu unterhalten und sich so besser kennenzulernen.

Die Beziehungsebene nimmt neben der Kommunikationsebene somit eine entscheidende Rolle für die erfolgreiche Teambildung ein. Ein respektvoller Umgang miteinander und die Offenheit, sich gegenseitig ehrlich die Meinung zu sagen, sind wichtige Voraussetzungen. Ebenso ist eine positive Fehlerkultur, also offen mit Fehlern umzugehen und diese als Lernmöglichkeit zu nutzen, entscheidend. Da Kollegialität in der Bauwirtschaft grossgeschrieben wird, ist eine Feierabendkultur äusserst förderlich.

Zusammenfassend lässt sich somit feststellen, dass eine erfolgreiche Teambildung in der Bauwirtschaft durch folgende Faktoren begünstigt wird: Auf Kommunikationsebene sind der gegenseitige Austausch von Informationen sowie die Transparenz der Informationen wichtige Kriterien. Auf Beziehungsebene ist für die Teambildung zum einen die Kommunikationskultur innerhalb eines Unternehmens entscheidend, sodass ein respektvoller und vertrauter Umgang innerhalb des Teams entstehen kann. Zum anderen ist Offenheit - sowohl in Bezug auf verschiedene Charaktere als auch auf Rückmeldungen zu erledigter Arbeit - entscheidend. Da Fehler zum beruflichen Alltag gehören, ist darüber hinaus der Umgang mit diesem Thema von besonderer Relevanz. Eine positive Fehlerkultur und ein konstruktiver Umgang mit Fehlern sind hier unabdingbar.

Abschliessend kann festgestellt werden, dass die Arbeit in Teams in der Bauwirtschaft ein relevantes Thema ist und auf lange Sicht bleiben wird. Aus diesem Grund verfolgt unser neues Vanillaplan-Teams-Feature das Ziel, Teamarbeit sowie ihre Koordination zu vereinfachen und damit ein effektiveres Arbeiten möglich zu machen. In diesem Zusammenhang spielt natürlich auch die Bildung erfolgreicher Teams eine Rolle. Die aus der vorliegenden Bachelorarbeit gewonnenen Faktoren für eine erfolgreiche Teamentwicklung in der Bauwirtschaft können hierbei als Ansatz angesehen werden, wie Teamarbeit zukünftig gestaltet werden kann.