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Internationaler Frauentag 2023 für digitale Gleichberechtigung – unsere Entwicklerin im Interview

Elena Höppner
von Elena Höppner Content MarketingPubliziert am 08.03.2023

DigitALL: Innovation and technology for gender equality – unter diesem Motto steht der heutige internationale Frauentag. Schliesslich wird unsere Welt zunehmend digitaler und Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern in diesem Feld so immer relevanter. Der Zugang zu digitalen Technologien, digitale Fähigkeiten und letztendlich der Anteil an Frauen in Tech-Positionen weisen leider alle in dieselbe Richtung: Frauen haben zu wenig davon und sind unterrepräsentiert. Wir haben den heutigen Frauentag daher zum Anlass genommen, unsere Entwicklerin Shubhalaxmi Gokhale zu ihrem Berufsweg und ihren Erfahrungen in der IT-Branche zu interviewen.

Dass Digitalisierung in unserer Welt immer bedeutsamer wird, bedarf keiner grossen Erklärung. Immer mehr Berufe siedeln sich im Bereich der Informationstechnik an und werden es zunehmend tun; die Potenziale der Zukunft liegen klar in diesem Feld. Und doch sieht es für Frauen hier bisher recht düster aus: Gemäss des Global Gender Gap Reports von 2018 sind lediglich 22 Prozent der KI-Fachleute weiblich – das ist nur ein Fünftel in einem der aufstrebendsten Bereiche innerhalb der Digitaltechnik.

Um zunehmenden sozialen und wirtschaftlichen Ungleichheiten entgegenzuwirken und andersherum die Potenziale von Frauen für diese relevanten Branchen zu nutzen, braucht es mehr Frauen in der IT. Doch was sind die Gründe dafür, dass Frauen sich auch heute noch so viel seltener als Männer für einen solchen Berufsweg entscheiden? Anlässlich des heutigen Frauentages haben wir ein Interview mit unserer Entwicklerin Shubu geführt, die uns etwas über ihre persönlichen Erfahrungen berichtet.

Shubu, kannst du uns kurz etwas über deinen Berufsweg erzählen?  

Ich habe in Indien an der Uni Computer-Technologie studiert. Danach habe ich für acht Jahre als Java-Entwicklerin gearbeitet. In Indien ist es so, dass man nach ein paar Jahren als Entwicklerin zur Teamleiterin wird. Das heisst man entwickelt nicht nur, sondern ist auch dafür verantwortlich, dass die Zusammenarbeit innerhalb des Teams sowie mit anderen Teams gut funktioniert. Nach acht Jahren habe ich mich entschlossen mit meiner Familie in die Schweiz zu kommen. Hier war ich erstmal für vier Jahre zuhause und habe es genossen, Zeit für meine Kinder zu haben. Irgendwann wollte ich aber wieder zurück ins Berufsleben. Vier Jahre ist eine lange Zeit, vor allem in der IT-Branche, und so musste ich mich erstmal wieder in die neusten Technologien einarbeiten. Ausserdem habe ich einen Deutschkurs gemacht – und dann habe ich hier bei Vanillaplan angefangen.

Wie kam es dazu, dass du dich dafür entschieden hast, Informatik zu studieren? Hast du dich schon als Jugendliche dafür interessiert?  

Ja, ich war schon als Kind von Technik und Computern fasziniert. Mein Vater war Elektroingenieur und ich bin so oft es ging mit ihm mitgekommen und habe mir die Technik erklären lassen. Als Jugendliche haben mich Technologien in Filmen sehr beeindruckt. Dann habe ich beschlossen Informatik zu studieren. Und das Studium hat mir auch sehr gut gefallen.   

Laut Studien gibt es noch immer sehr viel mehr Männer als Frauen in der IT-Branche. Wo könnten deiner Meinung nach die Gründe dafür liegen?

Ja, hier ist das so, aber z.B. in Indien ist es ganz anders. Dort sind im Informatik-Studium ähnlich viele Männer wie Frauen. Im Beruf ist es vielleicht ein Verhältnis von 60 zu 40 von Männern zu Frauen, weil einige Frauen im Bildungsbereich arbeiten möchten und so lieber Informatik unterrichten. Aber es gibt keine grossen Unterschiede zwischen Frauen und Männern, nicht wie hier.

Woran könnte es liegen, dass es hier so anders ist?

Ich habe mich nicht genauer damit beschäftigt, das ist jetzt nur ein persönlicher Eindruck. In Indien haben in der Generation unserer Eltern Frauen noch sehr selten gearbeitet. Zu unserer Generation hin fand dann ein starkes Umdenken statt: Mädchen wurden sehr gepusht zu arbeiten, nicht nur in Tech-Bereichen, sondern auch in Wirtschaft oder Medizin. Zum anderen denke ich, dass der Wettbewerb in Indien grösser ist: In Europa kann man in allen Bereichen arbeiten, hat gute Arbeitsbedingungen und verdient nicht schlecht. In Indien muss man sich mehr nach oben kämpfen und die Menschen sind generell sehr ehrgeizig.

Siehst du Hürden, die Frauen davon abhalten könnten, in der IT zu arbeiten? Hast du das Gefühl, für dich ist es schwieriger, weil du eine Frau bist?

Wirklich objektive Hürden gibt es meiner Meinung nach eigentlich nicht. Als Frau ist es, denke ich, auch nicht schwieriger, höchstens als Mutter, weil man sich parallel zur Arbeit noch um die Kinder kümmern muss. Frauen sollten allerdings auch nicht denken, dass sie es aufgrund ihres Geschlechts einfacher haben. Es sollte egal sein, ob Mann oder Frau, man sollte einfach immer 100 Prozent geben.  

Was müsste sich ändern, damit mehr Frauen im IT-Bereich arbeiten? Was könnte man tun?

Ich denke man müsste Kinder, vor allem Mädchen, viel früher an Technologien heranführen und ihr Interesse daran wecken. Alle Kinder spielen auf dem Handy oder an einer Konsole, sie nutzen die Technik, aber die Technologie dahinter kennen sie nicht. Ich denke es würde helfen, wenn in der Schule Technologien mit einfachen Konzepten vorgestellt würden. Jungs reden in ihrer Freizeit oftmals noch darüber, aber Mädchen weniger, sodass sie ihr Interesse daran so vielleicht nie entdecken können.

Vielen Dank, Shubu!